Wildwasser 40 Jahre Fachtagung
Als 1983 die erste Selbsthilfegruppe von betroffenen Frauen* ins Leben gerufen wurden und über 100 Frauen* wahrnehmbar das auferlegte Schweigen brachen und die erlebte sexualisierte Gewalt öffentlich benannten, war dies bundesweit ein Novum und der Beginn der Arbeit unseres Vereins.
Von Beginn an bestand die Arbeit der engagierten Frauen*aus der gegenseitigen Unterstützung und Selbstorganisation. Und es ging immer auch um die aktive öffentliche und politische Thematisierung der sexuellen Gewalt gegen Mädchen* und Frauen* als sexualisierte Gewalt, die zwar scheinbar einzelne trifft, aber strukturelle Ursachen hat:
Die Benennung gesamtgesellschaftlicher Machtasymmetrien und patriarchalen Rollenvorstellungen als auslösende Faktoren und zusätzliche Erschwernis für die Betroffenen, die erlebte Gewalt zu benennen und Unterstützung einzufordern.
Wenn auch seitdem ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Folgen sexualisierter Gewalt und der zwingenden Notwendigkeit von Prävention und Intervention geschaffen werden konnte, so werden auch heute noch Kinder, Jugendliche und insbesondere Frauen* Opfer von sexualisierter Gewalt. Und jede Betroffene ist eine zuviel!
Am 7.7.2023 feierten wir – Wildwasser e.V.-Mitarbeiter*innen das vierzigjährige Bestehen unserer Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch mit einem Fachtag im Abgeordnetenhaus und einem rauschenden Fest im Südblock.
Der Fachtag fand unter der Schirmfrauschaft von Elke Büdenbender statt, die eine Rede hielt, die deutlich zeigte, wie wichtig ihr das Thema sexualisierte Gewalt ist.
Audio-Mitschnitte zum Nachhören:
Elke Büdenbender
Schirmfrau des heutigen Tages – Richterin und „First Lady“ die sich seit Jahren für von sexualisierter Gewalt Betroffene einsetzt.
Auch die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie Katharina Günther-Wünsch und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses Cornelia Seibeld sprachen zu den gut 200 Teilnehmenden.
Irina Stolz, die langjährige Geschäftsführerin hielt eine empowernde Rede, die das breite Spektrum der Arbeit von Wildwasser Berlin im Kontext seiner Geschichte deutlich machte.
Irina Stolz
Geschäftsführerin von wildwasser
Prof. Dr. Julia Gebrande eröffnete den fachlichen Teil des Fachtags mit einem sehr wichtigen Input zur intersektionalen Arbeit zu sexualisierter Gewalt: PDF des Vortrags.
Christina Clemm erläuterte im Anschluss den rechtlichen Kontext der Arbeit mit sexualisierter Gewalt und konnte damit gut die gesellschaftliche Dimension dieses Themas mit sehr klarer Haltung und deutlichen Forderungen ausleuchten.
Christina Clemm
Juristin und Fachanwältin für Strafrecht und Familienrecht. Mitgründerin von Nebenklage e.V. und in den letzten Jahren Buchautorin. Seit fast 30 Jahren vertritt sie Betroffene von sexualisierter Gewalt.
Am Vormittag begleitete uns zwischen den einzelnen Beiträgen Jule Weber mit ihren spoken words Beiträgen, die vieles deutlicher machten, als es in fachlichen Beiträgen möglich ist. https://www.webersjule.de/
Am Nachmittag wurden an verschiedenen Austausch-Tischen einzelne Aspekte des Themas vertieft diskutiert. Dabei konnten die beiden jungen Frauen, die vor einigen Jahren in unserer Wohngruppe Donya gelebt hatten, sehr deutlich die Verbindung ihrer individuellen Geschichte mit Forderungen an die Jugendhilfe und die Gesellschaft insgesamt aufzeigen.
Nach einer Podiumsdiskussion mit der Staatssekretärin BMFSFJ Ekin Deligöz, der UBSKM Kerstin Claus, des Mitglieds des Betroffenenrats Tamara Luding und unserer Geschäftsführerin Dorothea Zimmermann sprachen die Gründerinnen von Wildwasser Berlin Anne Voss und Wiltrud Schenk die sehr bewegenden Abschiedsworte.
Anne Voss und Wiltrud Schenk
Schlusswort der Gründerinnen von wildwasser